100 Jahre (Groß-)Berlin, Internationaler Ideenwettbewerb, Berlin 2020 gGmbH, Auswahl für die Ausstellung „Unvollendete Metropole“ in Berlin 2020-21
Im Jahr 2070 wird sich Berlin mit seinem Umland in eine polyzentrale Metropolregion aus miteinander vernetzten kompakten Städten verwandeln. Die Metropolregion wird sich aus der vorhandenen historischen Zentrenstruktur der Region entwickeln. Die Stärkung der kompakten Städte der Region wird ein wesentliches Merkmal des zukünftigen ökologisch-sozialen Städtebaus sein.
Projekt 1 – Stadt in der Stadt bauen
Der Fokus der städtebaulichen Entwicklung der Metropolregion wird in erster Linie auf der Konsolidierung und Stärkung der existierenden Struktur der kompakten Städte der Region liegen. Die Restrukturierung und Entwicklung der Zentren hilft, die weitere Suburbanisierung der Landschaftsräume zu vermeiden. Die Innenstädte und “inneren Peripherien” der Städte stellen spannende Potenziale für eine qualifizierte städtebauliche Entwicklung bereit.
Das vorgestellte Projekt Westhafen / Westhafenkanal in Berlin möchte eine solche „innere Peripherie“ auf verschiedenen Ebenen besser in die Struktur der Stadt integrieren. Öffentliche Freiräume entlang der Kanäle und Hafenbecken machen die Wasserkanten für alle zugänglich. Eine Promenade entlang des Westhafenkanals verknüpft großräumig den Schlossgarten Charlottenburg mit dem Volkspark Rehberge. Innerhalb der neuen Quartiere entstehen städtische Räume mit Plätzen, baulich gefassten Straßen und kleinen Parks. Für die Bebauung werden Gebäude vorgeschlagen, in ihren Erdgeschossen eine Vielzahl von Nutzungen aufnehmen können, die große zusammenhängende Flächen für Gewerbe, Logistik, Freizeit und Veranstaltungen beanspruchen und sonst eher ihren Platz außerhalb der Innenstädte finden. Die mit öffentlichen Funktionen und Wohnen ergänzte Nutzung steht damit auch im Zusammenhang mit der Tradition des Areals und des angrenzenden Stadtteils Moabit.
Projekt 2 – Netzwerk Metropolregion
Die Region Berlin – Brandenburg wird sich mit einem effizienten Netz des schnellen Schienenverkehrs in eine polyzentrale Metropolregion aus miteinander verbundenen Städten entwickeln. Die weiter ausgebauten radialen Schienenverbindungen werden mit einem um zwei Ringbahnen ergänzten Ringsystem zu einem Netzsystem komplettiert. Die netzartige Erschließung ermöglicht eine schnelle und flexible Mobilität zwischen den Städten der Region. Das Netz lässt sich durch Lückenschließungen, wieder in Betrieb genommene Stecken und wenige Neubaustrecken realisieren.
An den Kreuzungspunkten von Ring- und Radialbahnen sind neue Mobilitäts- und Servicezentren geplant, die auch mit dem Autobahn- und Bundesstraßennetz verknüpft sind. Diese neuen Zentren bündeln unterschiedliche Nutzungen an optimal erschlossenen Orten, die sonst eher an Randlagen zu finden sind. Gewerbe, Logistik und Dienstleistungen werden an einem Ort mit Service und Mobilität verknüpft. Sie übernehmen zudem zusätzliche Funktionen innerhalb der radialen Gartenstädte und dienen gleichzeitig der funktionalen Entlastung der Innenstadt Berlins.
Projekt 3 – Regionalpark Berlin-Brandenburg
Der neue Regionalpark Berlin-Brandenburg umgibt die Stadt Berlin ringförmig und verbindet die regionalen Naturräume und Schutzgebiete miteinander. Es entsteht ein zusammenhängendes Netz regionaler Landschaftsräume, die über ökologische Korridore („Landschaftsbrücken“) miteinander verknüpft sind. Der Regionalpark setzt sich zusammen aus ökologisch wertvollen Schutzgebieten, landwirtschaftlich genutzten Flächen – auch einer urbanen Landwirtschaft durch die Bewohner -, Flächen zur Gewinnung nachhaltiger Energie sowie Flächen für Sport, Freizeit und Kunst.
Die vorhandene Bebauung der vom Berliner Zentrum ausgehenden radialen Siedlungsstrahlen wird als „Ring von Gartenstädten“ verstanden. Die städtebauliche Entwicklung der Gartenstädte soll mit einer gemeinsam abgestimmten Strategie der betroffenen (Berliner) Stadtteile und (brandenburgischen) Gemeinden erfolgen. Die Idee einer zusammenhängenden strahlförmigen Gartenstadt verschiebt den Fokus von Konkurrenz auf Kooperation.
Die zwischen den Strahlen liegenden Grünkeile werden von weiterer Bebauung freigehalten, die Übergänge von Stadt und Landschaft werden städtebaulich klar definiert. Vorhandene stadträumlich erkennbare Grenzen der Besiedlung zur Landschaft werden „eingefroren“. Entlang der Siedlungskanten soll im Übergang der Bebauung zu Schutzgebieten oder landwirtschaftlich genutzten Flächen ein linearer ringartiger öffentlicher „Rand-Park“ entstehen.
Kontrolliertes Ergänzen, Auffüllen von Lücken und Klärung der zurzeit undefinierten räumlichen Situationen bieten die Chance, den Übergang zwischen Stadt und Landschaft besser zu definieren. Spezifische städtebauliche Strukturen, geeignete Gebäudetypologien und ortspezifische Freiräume schaffen erlebbare besondere Stadträume und Wohnsituationen „am Rand“.