Bad Homburg – Schlosspark und Tannenwaldallee

Wiederherstellung des Übergangs vom Schlosspark zur Tannenwaldallee, Wettbewerb – 2. Preis

Gartenlandschaft Bad Homburg v.d.H. mit Übergang Schlosspark / Tannenwaldallee, rot markiert (Abb. Auslobung)

Die Tannenwaldallee wurde 1770 als barocke Achse angelegt, die sich vom Schloss bis in den Hochtaunus erstreckt. Sie stellt das Rückgrat der landgräflichen Gartenlandschaft Bad Homburg dar. Mit dem Ausbau einer Ringstraße in den 1980er Jahren wurde die optische und funktionale Verbindung zwischen dem Schlosspark und der Allee unterbrochen. Wie könnte ein Zusammenhang wieder hergestellt werden ohne die Funktionalität der Ringstraße einzuschränken?

Eine der Innovationen der Gartenplanungen des 18. Jahrhunderts war das so genannte „ha!ha!“, ein Wassergraben, der die Einfassungsmauern der Gärten ersetzte und die Barriere so überwand, dass die ganze sichtbare Landschaft zum Teil des Gartens wurde. Dieser Kunstgriff wurde „ha!ha!“ genannt, um das Unvorhergesehene und Überraschende der Blicke in die umgebende Landschaft zu beschreiben, die sich nun beim Spaziergang durch die Gärten boten.

Spaziergang durch die Gartenlandschaft mit 2 Interventionen am Übergang vom Schlosspark zur Tannenwaldallee

1. Intervention

Eine Stele ist im Verlauf der historischen Achse sowohl von Westen als auch von Osten her zu sehen. Sie ist Bestandteil der Achse, markiert den Verlauf der Achse und den Übergang zwischen Schlosspark und Gartenlandschaft. Die Oberfläche der Stele besteht aus transparenten, transluzenten, bedruckten, mattierten und spiegelnden Glasflächen, die ihre Umgebung in Bildausschnitte zerlegen und in diversen Abstraktionsgraden unterschiedlich wiedergeben. Die Bilder wechseln mit Wetter- und Lichtverhältnissen, mit der Tageszeit und mit dem Standort des Betrachters. Die Oberfläche der Stele wird zur Abstraktion der Landschaft – ähnlich eines Tarnmusters, der Abstraktion der Landschaft schlechthin.

Die Stele spiegelt ihre Umgebung aber auch so, dass das periskopisch erzeugte Bild der Landschaftsachse als unvorhergesehener Blick über die Begrenzung des Schlossparks hinaus auf die Gartenlandschaft jenseits des Hindenburgrings neugierig macht.

Als Objekt im Garten einerseits und Fernrohr / Periskop zur Betrachtung der Landschaft andererseits bezieht sich die Stele auch auf historische Gartenarchitekturen, die über ihre markante Erscheinung hinaus schon immer auch konkrete Funktionen übernahmen. So dienten Pyramiden als Eiskeller oder Brunnen zur Kühlung des Weins während der Gartenfeste.

Ansicht der Stele vom Schlosspark

2. Intervention

Die Achse ist nicht notwendigerweise auf ihrer gesamten Länge identisch mit dem Weg, auf dem man sich die Gartenlandschaft erschließt. Man trifft sie auf dem Spaziergang durch die Gartenlandschaft immer wieder und orientiert sich an ihr.

Der notwendige Umweg für die Überquerung des Hindenburgrings wird Bestandteil des Spaziergangs durch die Gartenlandschaft. Dazu muss der Weg östlich (innerhalb des Schlossparks) und westlich (ehem. Englischer Garten) des Hindenburgrings gestalterisch qualifiziert werden. Stellvertretend für den mittlerweile überbauten Teil des Englischen Gartens jenseits des Hindenburgrings ist pars pro toto ein „Kleiner Englischer Garten“ geplant. Von hier bietet sich ein Blick zurück zum Schlosspark mit dem durch die neue Stele markierten Übergang.

Ansicht der Stele aus dem neuen „Kleinen Englischen Garten“ jenseits der Ringstraße
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